Schematherapie

Schematherapie

Die Schematherapie ist ein evidenzbasiertes Psychotherapieverfahren, welches die kognitive Verhaltenstherapie mit Elementen der emotionsorientierten Therapien  (z.B. Gestalttherapie), biografischen Aspekten und einer bedürfnisorientierten Beziehungsgestaltung zum Patienten miteinander vereint.
Die Wirksamkeit dieser Therapieform wurde in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen.*

In den 1990er Jahren wurde diese Therapieform von Jeffrey Young in den USA entwickelt, um Menschen mit chronischer Depression und Persönlichkeitsstörungen helfen zu können. Heute kommt die Schematherapie bei einer Vielzahl von psychischen Leiden zum Einsatz, vor allem bei ausgeprägten, lang anhaltenden psychischen Störungen.

Die Grundlage der Methode beruht auf der Annahme, dass jeder Mensch durch frühe Einflüsse in der Kindheit Denkmuster und Verhaltensweisen,  sogenannte Schemata entwickelt hat. Diese Schemata bestimmen dann das Erleben und Verhalten des Menschen, sie sind sozusagen die Brille, durch die der Mensch seine Umwelt und sich sieht. Wurden die Grundbedürfnisse in der Kindheit häufig nicht befriedigt, bietet dies die Grundlage für die Entstehung ungünstiger Schemata. Diese können wiederum im späteren Leben zu Beeinträchtigungen im Alltag bis hin zu psychischen Störungen führen.

In der Schematherapie geht es darum, diese Schemata aufzudecken und sich ihrer bewusst zu werden, um sie dann so zu verändern, dass der Betroffene seine Gefühle besser regulieren kann und lernt, mit seiner Umwelt konstruktiv zu leben.

Wirkungsforschung zur Schematherapie am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München: http://www.psych.mpg.de/2061515/evidenzbasierung

Üblicherweise werden 19 verschiedene Schemata unterschieden, die für einen Menschen zu einem Lebensproblem werden können:

  1. Entzug von Emotionen
    Der Betroffene fühlt sich, als ob er nichts wert ist und niemandem wichtig ist. Das Schema entsteht bei Menschen, die in ihrem Leben (vor allem der Kindheit) keine Personen hatten, die sich um ihre Gefühle und ihre Anliegen gekümmert haben.
  2. Im Stich gelassen werden
    Der Betroffene befürchtet, ständig von Menschen verlassen zu werden. Ursache ist eine Instabilität von Kümmern und Vernachlässigung in der Kindheit.
  3. Vertrauensverlust und Missbrauch
    Der Patient wurde Opfer von Missbrauch oder zumindest emotionaler Verletzung. Daher entwickelt er auch jetzt kein Vertrauen zu anderen Menschen.
  4. Isolierung und Entfremdung
    Die Person sieht sich als nicht in die Gesellschaft passend und von anderen missverstanden. Oft ist dies bei Personen der Fall, die in Randgruppen der Gesellschaft aufgewachsen sind.
  5. Unerwünschtsein und Schämen
    Der Mensch fühlt sich ungewollt, inakzeptabel, nicht liebenswürdig und bei allen Dingen schuldig. Der Grund ist eine überzogene Demütigung und Liebesentzug in der Kindheit.
  6. Mangelnde Attraktivität
    Die Person denkt, sie sei weniger wert und unbeliebter als andere Menschen. Dieses Schema kann in einem sehr kritischen, abweisenden Umfeld bedingt sein.
  7. Misserfolg und Versagensangst
    Die Person erwartet, dass sie Dinge nicht schaffen wird und andere Menschen alles besser können als sie selbst. Als Ursache kommt eine mangelnde Förderung und Ermutigung in Frage.
  8. Abhängigkeit und Unfähigkeit
    Dieses Schema betrifft Menschen, die bei Entscheidungen und Aufgaben ständig die Hilfe anderer Menschen benötigen. Sie sehen die Welt als feindlich an und trauen sich selbst nichts zu. Solche Menschen hatten oft übertrieben beschützende und besorgte Eltern und sie wurden meist verwöhnt.
  9. Verletzlichkeit und Anfälligkeit
    Der Betroffene hat eine übertriebene Angst vor Gefahren, Verletzungen, Krankheiten und Katastrophen. Auch hier spielt ein zu sehr beschützendes und übermäßig besorgtes Elternhaus eine Rolle.
  10. Verflechtung und fehlende Eigenständigkeit
    Eine solche Person hat kein genügendes „Selbst“ entwickelt. Der Betroffene hat die Meinung, nicht eigenständig leben zu können und benötigt daher stets eine enge Bindung zu ihren Bezugspersonen (oft Eltern).
  11. Anspruchsdenken und Großartigkeit
    Ein solcher Mensch hält sich für jemand ganz Besonderen. Er ist der Meinung, dass er allgemeingültige Regeln wegen seiner Großartigkeit nicht beachten muss und übertritt daher oft Grenzen. Dieses Schema betrifft meist Menschen, die schon in der Kindheit keine Regeln aufgestellt bekamen und verwöhnt wurden.
  12. Mangelnde Selbstkontrolle
    Der Betroffene hat nur wenig Selbstdisziplin und gibt bei Aufgaben häufig schon sofort bei ersten Problemen auf. Er zeigt ein Vermeidungsverhalten und hat eine schlechte Frustrationstoleranz. In der Regel waren die Eltern selbst schlechte Vorbilder oder haben dem Kind nicht genügend Disziplin beigebracht.
  13. Unterordnung
    Eine betroffene Person stellt die Ansprüche anderer vor die eigenen Ansprüche. Sie will anderen Menschen unbedingt gefallen und ja vermeiden, dass sie diese verärgert. Das Schema kommt meist durch sehr strenge Eltern zustande, die jeglichen Widerspruch verurteilen.
  14. Aufopferung
    Solche Personen fühlen sich verpflichtet, sich immer um andere Menschen kümmern zu müssen. Sie stellen ebenfalls die Ansprüche anderer Menschen vor die eigenen Ansprüche. Das Schema kann entstehen, wenn die Betroffenen schwache Eltern hatten und sie sich um Geschwister kümmern mussten.
  15. Verlangen nach Anerkennung
    Ein Betroffener will ständig von anderen Menschen beachtet und wertgeschätzt werden. Deshalb sind ihm Äußerlichkeiten und auch Statussymbole sehr wichtig. Grund ist oft ein inkonstantes Elternverhalten.
  16. Emotionale Hemmungen
    Die Person hält seine Gefühle zurück und kann sie nicht nach außen hin zeigen. Sie haben häufig Eltern, die ebenfalls keine Gefühle gezeigt haben und spontane Regungen des Kindes bestraft haben.
  17. Überhöhte Ansprüche und Leistungsdenken
    Ein betroffener Mensch will in allen Dingen die bestmögliche Leistung erreichen, ist daher übertrieben ehrgeizig und setzt sich sehr unter Druck. Die Eltern haben dieser Person meist nur dann Zuwendung gegeben, wenn sie eine Leistung erbracht hat.
  18. Negatives Denken und Pessimismus
    In allen Situationen werden nur die schlechten Aspekte bemerkt, und es besteht eine Angst vor Fehlern und Enttäuschungen. Das kann bei einem besonders ängstlichen familiären Umfeld vorkommen.
  19. Verlangen nach Strafen
    Dieser Mensch fordert eine häufige Bestrafung für sich selbst und andere. Selbst kleine Fehler und Schwächen müssen geahndet werden. Auch dies kommt durch ein entsprechendes Elternhaus zustande, welches zu oft Strafen anwendete.­­­­